Mezinárodní notový seminář Německé asociace neprofesionálních or
Internationales Notenseminar des Bundes Deutscher Liebhaber-Orchester BDLO
Nürnberg, 28. – 30. September 2007
... v původním znění - Německy
Es raschelt und knistert im Lokal, die Orchestermusikerinnen und –musiker suchen in einem Haufen von Blättern die Noten zum Stück, das die Dirigentin zur Überraschung aller gerade jetzt proben will. Nach letzten Stossseufzern – heureka, ich hab’ sie gefunden! – tritt Ruhe ein und Töne erheben sich in höhere Sphären.
So etwa erleben wir den Beginn des wöchentlichen orchestralen Zusammenseins. Denn oh-ne Noten geht nichts in unseren Orchestern. Doch woher kommen diese und wie kommt es, dass sie stets rechtzeitig vorhanden sind? Der Dirigent hat seine Quellen; die Bibliothekarin ist eine treue Seele und beschafft sie; jemand aus dem Orchester hat sonstwie Beziehun-gen. Eigentlich wissen die meisten nicht genau, wie und warum bei Probenbeginn Noten auf dem Pult liegen. Sie müssen es auch nicht wissen; und doch ist es interessant, für einmal ei-nen kurzen Blick hinter diese Kulissen zu werfen.
Auf Initiative des Bundes Deutscher Liebhaberorchester BDLO und insbesondere seines e-hemaligen Präsidenten und immer noch Verwalters der Zentralbibliothek, Dr. Joachim Con-radi, sowie mit Unterstützung der EVL haben sich vom 28. – 30. September 2007 23 Interes-sierte aus Deutschland, Liechtenstein, Norwegen und der Schweiz in Nürnberg zu einem Seminar für Notenbibliothekare zusammengefunden. Ziel der Veranstaltung war es, Neues über die Situation in der Welt der Musiknoten, über die Notenausleihe, über die internationa-le Zusammenarbeit zu hören und Erfahrungen aus dem täglichen Umgang mit Musiknoten für Liebhaberorchester auszutauschen.
In einer konzisen und informativen Darstellung hat Herr Conradi zunächst den Rahmen aus-gesteckt: In Deutschland gibt es ca. 250 professionelle, 200 halbprofessionelle und 1'000 Liebhaberorchester. Weltweit sind es etwa 10 mal so viele, sodass weltweit ca. 20'000 Insti-tutionen/Personen Musikknoten nachfragen.
Diesen Nachfragern gegenüber stehen die Anbieter sprich Musikverlage: In Deutschland sind es geschätzte 400, weltweit ca. 4000. Statistisch fallen demnach auf 1 Anbieter von Mu-sikalien 5 Kunden.
Wie steht es nun mit „der Ware“? Niemand weiß, wie viele Orchesterwerke es gibt, 250'000, 1 Million, mehr? Viele davon sind nicht verlegt, also nicht im Markt verfügbar, sondern schlummern in Sammlungen, Orchester- und Radioarchiven, bei Privatpersonen usw.. Nie-mand scheint in der Lage oder interessiert zu sein, diesen riesigen Fundus systematisch zu erfassen.
Der Markt für Orchesternoten ist trotz der grossen Zahl von Anbietern und der Fülle von Ma-terial auf Grund von nationalen und internationalen Vorschriften durch Anbietermonopole ge-prägt. Die Anbieter versuchen ihre Stellung zu schützen, indem sie die Werke nur „verlei-hen“, d.h. vermieten. Dadurch verhindern sie, dass ein Sekundärmarkt entsteht. Zu den är-gerlichen Folgen dieser Situation gehört, dass keine allgemein zugänglichen Notenverzeich-nisse mit Anspruch auf Vollständigkeit bestehen, dass sich die Verlage auf ihre – wenigen – Stammkunden konzentrieren, sich aber Aussenseiter mit unkonventionellen Methoden etab-lieren können und aus Sicht der Nutzer die Grenzen der Legalität verschwimmen.
Wie finden sich nun ein Liebhaberorchester, der clevere Dirigent, die treue Notenwartin in diesem Dschungel zurecht? Das erste „Rezept“ ist „gewusst wo was wie“! Mit Neugier und Vorstellungsvermögen lässt sich vieles aufstöbern. In der Reihenfolge eigener Notenbestand – Verbandsbibliotheken – Musikbibliotheken – Ausbildungsstätten – professionelle Orchester – Kauf – Ausleihe ist (nahezu) alles zu finden, was das Herz einer innovativen und risiko-freudigen Musikkommission begehrt!
Im Seminar wurde sodann auf zahlreiche Einzelheiten hingewiesen, die bei der Beschaffung durch Kauf oder Miete zu beachten sind. Preise sind meist handelbar, rechtliche Fragen be-züglich Aufführungsrechte und Vervielfältigung sind vor dem Vertragsabschluss zu klären, die Qualität der Noten kann von neuwertig bis unbrauchbar sehr unterschiedlich sein.
Auf die allen auf der Zunge brennende Frage nach dem Kopieren von Noten erhielten die Seminarbesucherinnen und –besucher die klare Antwort: Bei nicht (mehr) geschützten Wer-ken ist (fast) alles erlaubt! Geschützte Werke sind solche von Komponisten, deren Todesjahr noch nicht 70 Jahre zurückliegt, wobei das 70. Jahr als Kalenderjahr ganz gezählt wird. Zu beachten sind jedoch vertragliche Einschränkungen, die vom verleihenden Verlag erlassen werden können, besondere Regelungen der Rechte von Bearbeitern usw.. Auch hier gilt: Genau hinschauen!
Ein weiteres Thema waren die bibliographischen Grundlagen einer Notenbibliothek. Dies in-teressiert nicht nur diejenigen, die Noten beschaffen müssen und dabei auf die Besetzung des Orchesters zu achten haben, sondern auch die Orchester, die eine eigene Notensamm-lung führen. Minimaler Inhalt eines brauchbaren Notenverzeichnisses sind Komponist mit Geburts- und Todesjahr, Werkangaben, Bearbeiter/Herausgeber, Verlag und Erscheinungs-jahr, Instrumentierungsangaben, vorhandene Stimmen/Partituren, Aufführungsdauer.
Bezüglich der Instrumentierung gibt es keine für den praktischen Gebrauch sinnvolle Normie-rung. Die Formel 2222-4231-11, Str. ist nur eine von möglichen und oftmals benutzten. Bei der Verwaltung eines eigenen Notenbestandes ist deshalb eine „Gebrauchsanweisung“ hilf-reich.
Am Samstag nachmittag erhielten die Seminarteilnehmer die Gelegenheit zu einem Besuch der Musikbibliothek der Stadtbibliothek Nürnberg. In einem kurzen Referat stellte die Biblio-thekarin Frau Meta Bischoff die eindrückliche und äusserst reichhaltige Sammlung von Musi-kalien und Musikliteratur vor, die allen Interessierten teils zur Ausleihe, teils zur Ansicht zur Verfügung steht.
Zum Abschluss des Seminars war der Sonntag morgen der internationalen Notenausleihe gewidmet. Die anwesenden Verantwortlichen aus Deutschland, Liechtenstein, Norwegen und der Schweiz stellten fest, dass die Möglichkeit, grenzüberschreitend Notenmaterial zu beschaffen und sich gegenseitig auszuhelfen wohl sehr nützlich ist, jedoch in erstaunlich ge-ringem Ausmass genutzt (benötigt?) wird. Relativ rege Beziehungen bestehen zwischen den Bibliotheken des BDLO und des EOV, teilweise der FASO (Holland). Wohl aus sprachlichen aber auch aus Kostengründen (Versand- und Portokosten!) wird die interessante und wohl-dotierte Bibliothek der NASOL (Norwegen) kaum genutzt. Praktische Probleme im grenz-überschreitenden Ausleihverkehr können sich aus den unterschiedlichen nationalen Gesetz-gebungen zum Urheber- und Aufführungsrecht ergeben, wie Joachim Conradi an einem deutsch-holländischen Beispiel plastisch darlegen konnte.
Schliesslich ist ein Thema immer wieder aufgetaucht, das zwar nicht im Seminarplan vorge-sehen war aber doch viele Teilnehmer stark beschäftigte, nämlich die Frage der Abgeltung der Urheberrechte bei geschützten, sprich modernen bzw. zeitgenössischen Werken. Na-mentlich für unsere Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland ist dies eine riesige Hürde. Jedes Orchester muss selber mit der beauftragten Institution abrechnen, und die Gebühren sind so hoch, dass sich viele Orchester die Aufführung von zeitgenössischen Werken schlicht nicht leisten kann! Norwegen und die Schweiz haben dieses Problem zum Nutzen und Vorteil aller Beteiligten mit Kollektivverträgen gelöst.
Alles in allem hat das Seminar umfangreiche, nützliche und interessante Informationen ver-mittelt. Vorallem hat es aber die Gelegenheit zu regem persönlichem Kontakt, Erfahrungs-austausch und Lernen von Anderen gegeben. Dies ist jeweils neben den Fakten das Wert-volle solcher Veranstaltungen. Die nächste ist im Jahr 2009 geplant und darf jetzt schon in der Langzeitagenda vorgemerkt werden!
Daniel A. Kellerhals
publikováno: 14.11.2007